Donnerstag, 21. Januar 2016

Gefängnis, Krieg, Gefangenschaft




Jeffrey Archer
Das Vermächtnis des Vaters
Clifton Saga Bd 2
Heyne 2015

So endete der erste Band der Saga: Harry wird während einer Atlantik-Passage nach dem Untergang der „Devonian“ für tot erklärt, doch er wird gerettet. Den Tod des Dritten Offiziers, Tom Bradshaw, hat Harry miterlebt und gibt sich seinen Rettern als eben dieser Tom Bradshaw aus. Doch als er in New York den Vertretern der Behörden gegenübersteht, wird er wegen Mordes verhaftet.
Der zweite Band knüpft direkt an die Verhaftung an. Später wird Harry/Tom Bradshaw vor einem Gericht von einem windigen Advokaten vertreten, dennoch aber zu einer langen Gefängnisstrafe verurteilt. Er durchlebt qualvolle Tage, Wochen und Monate. Glücklicherweise bekommt er bald eine Aufgabe in der Gefängnis-Bibliothek zugeteilt. Er beginnt, ein Tagebuch zu führen, das sich später als eine Art Gelenkstelle für die Entfaltung der Handlungsstränge herausstellt. 

Archers Erzählführung ist brillant. Als erfindungsreicher Choreograph komplexer Handlungsstrukturen verhindert er, dass sich die Leser in einem Dschungel undurchdringlicher Geschehnisse verirren, ganz im Gegenteil: Die Spannung wird erhöht, in dem Maße, in dem sich die Ereignisse zuspitzen, und die Akteure über die verschiedenen Kapitel zueinanderfinden. 

Vieles passiert gleichzeitig. Der Zweite Weltkrieg ist mittlerweile auch über England hereingebrochen. Willkürlich geschaltete Weichen weisen die Wege unserer Helden Harry,  seiner geliebten Emma und seines besten Freundes Giles in unterschiedliche und täglich von der Bestie Krieg bedrohte Weltgegenden. Giles versucht als Offizier vergeblich während einer blutigen Schlacht, die Soldaten des Feldmarschalls Rommel an der Einnahme der nordafrikanischen Stadt Tobruk zu hindern. Emma, die sich mit dem Tod Harrys nicht abfinden kann, begibt sich auf Spurensuche nach New York. Der Dialog mit dem niederträchtigen Anwalt, der Harry schlecht vor Gericht vertreten hat, darf übrigens als glanzvollstes Kabinettstück des Romans gelten. Und als sie schließlich glaubt, fündig geworden zu sein, erklärt Amerika dem Deutschen Reich den Krieg, so dass eine Rückkehr nach England für Emma vorerst unmöglich geworden ist. Harry,  der Sträfling, was erwartet ihn, den angeblichen amerikanischen Staatsbürger Bradshaw in Kriegszeiten? Gefügige Gefängnisinsassen waren für das Militär gefragte Kandidaten für Sondereinsätze oder Todeskommandos.
Das Ende gestaltet sich, wie nicht anders zu erwarten, dramatisch und überraschend. Doch das soll an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt werden. Man wird sich ohnehin die Geschichte selbst weitererzählen. Ob aber die Spekulationen den Tatbestand der Saga getroffen haben, kann man spätestens am 11. April 2016 überprüfen. An diesem Tag liegt der dritte Band  mit dem Titel „Erbe und Schicksal“ vor.



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