Freitag, 1. September 2017

Botschaft und Bedeutung 4 the magic box

Zur Ikonografie der Architektur von Zaha Hadid (1950-2016) FLIEßENDE RÄUME - Phaeno / Wolfsburg, Science Center (2000-2005)

Blicken wir noch einmal kurz zurück auf die Stationen der Hungerburgbahn (Botschaft und Bedeutung 3), entstanden in den Jahren von 2004 bis 2007. Hier ging es Zaha Hadid um eine an der unmittelbar umgebenden Natur orientierte Gestaltung der Baukörper, die jeweils das Kristalline, das Fließende und sich Auftürmende der alpinen Landschaft verkörpern sollte. Ihr gelang es, eine neuartige Baukörper-Rhetorik hervorzubringen.
Das Wolfsburger Science Center Phaeno ist nur wenige Jahre zuvor erbaut worden - allerdings mit einem gravierenden Unterschied: Zaha Hadid plante eine neuartige und ungewöhnliche Raumaufteilung, die dem Thema des Baus gerecht werden sollten. Die Ergebnisse beider Projekte stimmen aber in einer entscheidenden Variante überein: Den fließenden Räumen im Phaeno stehen die fließenden Körper der Stationen gegenüber.



Foto Werner Huthmacher 

Das langgestreckte Gebäude ruht auf kegelförmigen Pylonen, den sogenannten Cones, die als Eingänge dienen und in denen Geschäfte oder Werkstätten untergebracht sind. In einem der Cones ist sogar ein Wissenschaftstheater installiert. 
Wie ein Raumschiff aus der Zukunft mutet das Gebäude an, das möglicherweise neue Einblicke in die Dynamik von Natur und Technik vermittelt.



Sketch/Zaha Hadid

Die Skizze von Zaha Hadid ist vielschichtig. Um einen kompakten Balken winden sich dynamische Strukturen - und nicht nur das, die wie onduliert erscheinenden Wellen-Wolken-Formationen ummanteln den Balken. Sie verweisen allerdings auf das Innenleben des Gebäudes. Unterhalb der Decke breitet sich ein riesiger Platz aus, der den Zugang zum Museum gewährt und unter anderem auch als Zufahrt in die Tiefgarage dient. 


Unterhalb des Phaeno, Foto Werner Huthmacher 


Foto Render Zaha Hadid

In diesem Modell erkennt man einen als Eingang gestalteten Trichter, der die „licht-poröse“ Decke durchstößt. Über eine Wendeltreppe gelangt man in das Science Center. In diesen Cones schießen Betonpfeiler in die Höhe, um die Deckengewölbe zu tragen.


Foto Hélène Binet

Innerhalb des Cone führt eine Treppe hinauf in das Museumsgeschoss. Auf diese Weise wandelt sich die trichterförmige Architektur in einen Außenraum, der seinerseits in einem Innenraum aufragt.  Das Innere und Äußere bieten ein faszinierendes und zuweilen auch verwirrendes Wechselspiel.



Foto Zaha Hadid Architects

Beim Betreten des Museums findet man sich umgeben von künstlichen Hügeln und streift durch Täler im Dämmerlicht oder passiert trichterartige Räume. Man wähnt sich in einem Wunderland, in einer Magic Box, die auch als Ideen-Träger dieses Bauwerks genannt wird. 
Magic Box, eine treffende Bezeichnung, gerade hier angesichts eines Vulkans, aus dem eine riesige Flamme züngelt, der sogenannte Feuertornado.
Die Natur birgt viele Geheimnisse, bis man sie entdeckt und erforscht hat, um daraus Rückschlüsse für neue Technologien zu ziehen.


        

 Foto Wolfsburg, Science Center

Der sechs Meter hohe Flamme des Feuertornados gehört zu den vielen Attraktionen des Museums. Das Besondere: Zu jeder vollen Stunde steigt der Tornado fauchend in die Höhe. Die Besucher sind begeistert und finden sich pünktlich ein.

Einen virtuellen Spaziergang durch das Science Center in Wolfsburg können Sie in phaeno.de unternehmen. Auf der informativen und  glänzend aufgemachten Website findet sich auch einen Link zum „Phaeno-Blog“.



 Foto Matthias Leitzke

Zuweilen glaubt man, in den Kegelfüßen riesige Baumstämme zu erkennen, die mit ihrem dichten Astwerk die Gewölbe der Halle tragen. 
Strukturen der Natur haben in vielen Fällen Mathematiker, Physiker oder Ingenieure zu neuen Gestaltungsweisen und Konstruktionsideen inspiriert.


                                                        Foto Hélène Binet

Zaha Hadid hebt hervor, dass die Realisation dieses avantgardistischen Bauwerks Methoden und Materialien erforderte, die für konventionelle Konstruktionen bislang noch nicht angewendet wurden. Insgesamt kombiniert dieses Projekt technische und geometrische Elemente mit einer kühnen Verarbeitung authentischer Materialien.
Unter anderem wurde selbstverdichtender Beton verwendet, der durch die Schwerkraft entlüftet wird und die Bewehrung (Stahlträger) umschließt.

Das, was man sieht, ist immer äußerlich -  sowohl der Außen- als auch der Innenraum. Die äußere Architektur des Phaeno bietet keinerlei Hinweise auf sein Innenleben. Das „Raumschiff Phaeno“ umschließt eine komplexe Welt, in der die Besucher herausgefordert werden, ihre eigene Natur in vielfältiger Weise neu zu entdecken, wobei sie oftmals mit unbekannten Phänomenen konfrontiert werden.

Die Fotos zum Science Center in Wolfsburg durfte ich mit freundlicher Genehmigung des Zaha-Hadid Office in London der Website: http://www.zaha-hadid.com für diesen Post entnehmen. 
Ein Dankeschön auch an das Service-Team des Museums, das mir zwei Fotos (Matthias Leitzke und Science Center) zur Verfügung stellte.








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