Mittwoch, 19. Oktober 2016

Gerhard Kirchheim (1893-1979), ein Künstler der Klassischen Moderne


In Kahlenberg/Pommern an der Ostsee, um 1930

Am 20. September 1893 wurde Kirchheim in Rixdorf (seit 1912 Stadtteil Neukölln in Berlin) geboren. Seine künstlerische Begabung bahnte sich erst um 1914 an.  Er besuchte die Berliner Handwerkerschule bei den Malern August Kahle (Zeichnung und Aquarell), Wilhelm Geißler (Anatomie und Akt) und Alfred Tischer (Fachklasse für Merkantil-Lithographen).
Ab 1914 bis etwa 1925 entstanden zahlreiche Design-Entwürfe.


Entwürfe, Tempera, 24x27 cm, um 1920

Zu Beginn der zwanziger Jahre begann er mit Landschaftsstudien und malte viele Aquarelle, Pastelle und Temperabilder

Weiden am See, Aquarell, um 1920, 27x37 cm

Kirchheim unternahm Reisen an die Ostsee und besuchte häufig das damals berühmte Künstlerdorf Nidden auf der Kuhrischen Nehrung. Dort traf er mehrmals mit Max Pechstein und Karl Schmidt-Rottluff zusammen. Aus diesen Begegnungen sollte sich eine lange und innige Malerfreundschaft entwickeln. Einige Aquarelle und Temperabilder der zwanziger und frühen dreißiger Jahre legen darüber ein beredtes Zeugnis ab.

Rügen, Tempera, 46x57 cm, 1922

Ostsee, Aquarell, 25x33 cm, 1925

Rügenswaldermünde, Aquarell, 32x40 cm, 1933

Häufig besuchte er auch die Ostseeküste in Schleswig-Holsteins, sowie die Nordsee, wo er in Cuxhaven, auf Norderney oder auf Sylt Station machte.

Cuxhaven, Foto des Künstlers, um 1920

Sylt / Munkmarsch, Aquarell, 26x35 cm, 1927

Abgesehen von den vielen Seestücken ragt sein Vorstadtzirkus von 1929 heraus. Die Farben erscheinen wie mit leichter Hand aufgetragen. Die dominierenden Weiß- und Blautöne lassen die winterliche Kälte spürbar werden.

Vorstadtzirkus im Winter 
Mischtechnik, 40x51 cm, 1929

In den fünfziger, sechziger und siebziger Jahren bis kurz vor seinem Tod unternahm Kirchheim viele Reisen in die lichtvollen Regionen Europas, auf die Höhen der Alpengipfel oder an die Gestade des Mittelmeers.

Dorfskizze, Pastell, 21x27cm, um 1950

Im Süden entdeckte er, wie Farben und Formen als autonome Ausdrucksmittel in den Dienst der Realitätsgestaltung gestellt werden. Ob flüchtige Reiseeindrücke oder meditatives Verharren - für Kirchheim ist die Welt zu einem Wechselspiel aus changierenden Farbkontrasten und dynamischen Formen geworden.

Pinienwald, Pastell, 34x48 cm, um 1965

In vielen Arbeiten der siebziger Jahre lässt sich eine Intensivierung seiner kompositionellen Ambitionen oder einfacher gesagt, eine Steigerung seiner "Lust am Sehen" feststellen. Es ist immer wieder überraschend, welche entlegenen Winkel er als "bildwürdig" erachtete.

Pinien am Meer, Pastell, 34x37, um 1970

Villa, Pastell, 33x40, um 1970

Im kleinformatigen Pastellbild taucht die rote Fassade hinter lodernden Bäumen auf. Die Komposition mutet wie hingehaucht an. Das intime Szenarium erscheint wie eine flüchtige Momentaufnahme während eines Streifzugs durch eine entlegene Gegend in der Provence. Was für eine Kunst, diesen für den mediterranen Raum fast schon selbstverständlichen Ausschnitt entdeckt zu haben! Was für eine größere Kunst, ihm durch das Pastell Dauer verliehen zu haben! 


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Auf Anfrage sende ich Ihnen gerne ein E-Paper von diesem Post zu.
ehrenfriedkluckert@gmail.com





Gerhard Kirchheim (1893-1979)
The Report

Drawing Comparisons
The expressive colorfulness and the energetic shapes of the expressionists were merely a fact of inspiration. He did not intend to adopt their style. For Kirchheim were Expressionism, and Cubism some sort of a source for stimulations. In some pictures are to be seen traces of stylistic patterns, You will find in pictures of Kirchner or Matisse.

Cezanne
The pictures of Cezanne play an important part in the work of Kirchheim. Cezannes imagination, to see the world like a pattern of colours, was amazing for him. He worked hard for this stylistic vision. The sublimely shadings, the ability to diversify the motifs in small units of colour and the confident installation of light-, shadow- and object-colours points out to Cezanne. 

Schmid-Rottluff and Pechstein
In the large-seized "Rote Dorfstraße" (1930) and the tempera "Ostseestrand" (1935) may linger motifs and stylistic features of Schmid-Rottluff and Pechstein. Also aspects of the early Cubism and Fauvism are indicated. But Kirchheim did not want to go straight to pure abstraction, because he was on his way to the Expressive Realism.

Kandinsky and Itten

In one case, abstraction was interesting for Kirchheim: He looked - in the manner of Cezanne - for colour-patterns to paint landscapes full of atmosphere. In the twenties he was close to abstraction, when studying the work at the "Bauhaus". Kandinsky and Itten were important for his experiments with constructivist compositions. He worked out some amazing design-concepts, which can be deduced from the artists of the "Bauhaus" in the first place from Kandinsky's and Itten's paintings.










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